Eigenes Zuhause – aber nicht allein, sondern in enger Verbindung mit einer Gemeinschaft: Das ist die Idee von Cohousing. Statt einsamen Nebeneinander in anonymen Wohnsilos setzt man auf gemeinsame Räume, Projekte und gegenseitige Unterstützung. Ob für Familien, Alleinstehende oder ältere Menschen: In einem Cohousing-Projekt findet jeder seinen Platz und trägt dazu bei, dass das Zusammenleben lebendig und zugleich ressourcenschonend gelingt. In diesem Artikel erfährst du, was Cohousing ausmacht, welche Vorteile es bietet und wie solche Wohnprojekte in der Praxis funktionieren.
1. Was ist Cohousing?
Cohousing beschreibt Wohnformen, in denen private Wohneinheiten (Wohnungen oder Häuser) durch gemeinschaftlich genutzte Bereiche ergänzt werden, zum Beispiel:
- Gemeinschaftsküchen oder -essräume, in denen man gelegentlich oder regelmäßig gemeinsam kocht,
- Garten- und Außenflächen, die man zusammen pflegt und nutzt,
- Werkstätten, Waschräume oder Gästezimmer zur kollektiven Verfügung,
- und oft soziale Strukturen, wie regelmäßige Treffen oder Feste, bei denen Entscheidungen getroffen und Gemeinschaftsgefühl gefördert wird.
Das Ziel: Eigene Privatsphäre bleibt erhalten, aber dank Nachbarschaftlicher Nähe verknüpft sich das Leben einfacher und intensiver mit anderen Bewohnern. So entstehen kleine, unterstützende Gemeinschaften mit geteilter Verantwortung und lebendigem Austausch.
2. Vorteile von Cohousing
In einer Zeit, in der Isolation und Wohnraummangel zunehmen, bringt gemeinschaftliches Wohnen erhebliche Pluspunkte:
Vorteil | Beschreibung | Beispiel |
---|---|---|
Sozialer Zusammenhalt | Man kennt seine Nachbarn gut, hilft sich im Alltag, unternimmt mehr zusammen | Spontane Spielnachmittage für Kinder oder gegenseitiges Blumengießen bei Abwesenheit |
Ressourcenteilung | Weniger Konsum, da Gemeinschaftsräume und Geräte gemeinsam genutzt werden | Nur eine Waschmaschine für mehrere Wohnungen, gemeinsamer Fuhrpark an Fahrrädern |
Bezahlbarer Wohnraum | Kleinere Privatflächen, gemeinschaftliche Areale – oft sinken individuelle Kosten | Man bezahlt z. B. eine kleinere Wohnung und teilt dafür große Gemeinschaftsräume |
Lebendige Nachbarschaft | Mehr Begegnungen und Events – Einsamkeit im Alter oder in Großstädten wird gemindert | Gemeinschaftsessen am Wochenende, DIY-Workshops, Filmabende in Gemeinschaftsräumen |
Partizipative Entscheidungsfindung | Bewohner planen und verwalten ihre Anlage mit demokratischen Methoden | Monatliche Treffen, in denen Ausgaben, Renovierungen oder Gartenpläne gemeinsam beschlossen werden |
Cohousing entspricht damit dem Wunsch nach mehr Gemeinschaft und Nachhaltigkeit in einer oft individualistisch geprägten Gesellschaft.
3. Beispiel: „Zusammen Zuhaus“ in Freiburg
Im Projekt „Zusammen Zuhaus“ in Freiburg haben sich etwa 20 Haushalte zusammengeschlossen, um eine Cohousing-Siedlung zu realisieren:
- Privatwohnungen unterschiedlicher Größe für Singles, Paare und Familien,
- Gemeinschaftshaus mit großer Küche, Essraum und Gästezimmern,
- Geteilte Werkstatt und Gärten, in denen Obst und Gemüse angebaut wird,
- Regelmäßige Plenumstreffen für gemeinschaftliche Entscheidungen, Feste und Kulturaustausch.
Die Bewohner nennen es ihr „Dorf in der Stadt“, da man sich gegenseitig kennt, unterstützt und zusammen Lebensqualität findet – ohne auf Privacy verzichten zu müssen.
4. DIY: Der Weg zum eigenen Cohousing-Projekt
Ein Cohousing-Vorhaben lässt sich oft nicht im Alleingang stemmen. Doch es gibt erste Schritte, die du beachten kannst:
4.1 Gemeinschaft bilden
- Finde Gleichgesinnte: Freunde, Nachbarn oder interessierte Familien, die sich ein gemeinschaftliches Wohnen vorstellen können.
- Setzt gemeinsame Ziele und Werte: Soll das Projekt besonders familienfreundlich, ökologisch oder eher altersgerecht sein?
- Formt eine Gruppe, legt erste Eckpunkte zur Organisation und Finanzierung fest.
Ergebnis: Engagierte Community, die das Projekt von Anfang an trägt.
4.2 Standort und Planung
- Suche Grundstücke oder Bestandsimmobilien, die sich für gemeinschaftliches Wohnen eignen – Lage, Größe, Erschließung prüfen.
- Legt fest, wie viele Wohneinheiten und welche Gemeinschaftsräume benötigt werden.
- Holt evtl. einen Architekten oder eine Baugemeinschaftsberatung hinzu, um ein Konzept zu erstellen.
Ergebnis: Klares Projektfundament für spätere Bau- und Finanzierungsentscheidungen.
Natürlich braucht Cohousing Zeit, Kompromisse und Koordination, doch mit Teamgeist kann ein einzigartiges Wohnumfeld geschaffen werden.
5. Vor- und Nachteile von Cohousing
Wer gemeinschaftlich wohnt, erlebt Vorzüge und Herausforderungen gleichermaßen:
Aspekt | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
Soziale Kontakte | Enge Nachbarschaft, Hilfe im Alltag, lebendiges Gemeinschaftsgefühl | Kompromisse nötig, viele Absprachen, Konfliktpotenzial, wenn Ziele auseinanderdriften |
Finanzen & Ressourcenteilung | Gemeinschaftsräume sparen Wohnfläche, Anschaffungskosten für Großgeräte geteilt | Finanzierungsmodelle komplex, teils hohe Anfangsinvestitionen oder Gruppengröße problematisch |
Selbstbestimmung | Mitsprache bei Gestaltung und Verwaltung, z. B. ökologische Ausrichtung, Gemeinschaftsgarten | Man braucht Teamfähigkeit und Geduld, Entscheidungsprozesse können langwierig sein |
Lebensstil | Viel Austausch, gemeinsame Feste, Vernetzung unterstützt Familien oder Senioren | Weniger Anonymität, regelmäßige Gruppentreffen, nicht jeder mag intensives Gemeinschaftsleben |
Kurz gesagt: Gemeinschaftliches Wohnen ist spannend und bereichernd, aber braucht auch Kompromissbereitschaft.
6. Ökologie und Gesundheit
Cohousing-Projekte sind oft umweltfreundlich, denn:
- Flächen- und Energiebedarf pro Kopf sinkt durch gemeinschaftliche Nutzflächen,
- Gemeinsame Konzepte für Carsharing, Foodsharing oder Mülltrennung fördern Ressourcenschonung,
- Soziales Miteinander und gegenseitige Unterstützung begünstigen mentale Gesundheit, senken Einsamkeit.
Viele Cohousing-Gemeinschaften streben eine nachhaltige Bauweise an (z.B. Passivhäuser, Naturmaterialien) und fördern so ökoeffiziente Lebenskonzepte. Das gemeinschaftliche „Wir“ unterstützt ein achtsames Miteinander, was sich positiv auf Körper und Seele auswirkt.
7. Zukunft: Moderne Gemeinschaften und digitale Vernetzung
Die Idee des gemeinschaftlichen Wohnens hat großes Potenzial für die Zukunft. Es zeichnen sich Entwicklungen ab wie:
- Smart Cohousing: Digitale Plattformen erleichtern Terminabsprachen, Kostenaufteilungen und Nachbarschaftsdienste,
- Generationenübergreifende Wohnkomplexe mit Schwerpunkten auf Pflege, Kinderbetreuung oder gemeinsamen Workspaces,
- Ökologisches Bauen: Photovoltaik, Kreislaufwirtschaft, Gemeinschaftsgärten und Aquaponik auf dem Gelände.
Somit wird Cohousing zum innovativen Labor für soziales und nachhaltiges Wohnen im 21. Jahrhundert.
Fazit: Zusammenleben neu gedacht
Cohousing bedeutet weit mehr als nur das Teilen von Gemeinschaftsräumen. Es ist eine Philosophie des Zusammenlebens, in der Eigenständigkeit und Gemeinschaftsgeist verschmelzen. Man wohnt privat, aber nie isoliert – es gibt immer Menschen, die helfen, Austausch suchen, Ideen teilen. Gleichzeitig fördert die geteilte Infrastruktur Nachhaltigkeit und kann die Kosten reduzieren.
Wer den Wert persönlicher Beziehungen schätzt, gern gemeinsam Feste feiert, bei Nachbarn anklopfen möchte, ohne sich fremd zu fühlen, findet im Cohousing eine ideale Alternative. Es schafft Raum für solidarisches Wohnen, das perfekt in eine Zeit passt, in der wir unsere Lebensstile neu erfinden – fernab von Anonymität hin zu mehr Miteinander, ohne die Privatsphäre aufzugeben.